Nachdem ich vor kurzem die Texte für eine Website erstellt und an meine Auftraggeberin verschickt hatte, erhielt ich folgenden Anruf von ihr: Die Texte gefielen ihr sehr gut, aber bei der Beschreibung der Zielgruppe sei sie unsicher. Explizit sei ja auch erwähnt, für wen sie nicht zuständig sei, und eine Negativ-Formulierung sei doch ein No-Go, weil man ja bei der Präsentation immer ein positives Bild von sich abgeben solle und niemals das Wort „nicht“ verwenden dürfe.
Dogmen rund ums Schreiben
Die böse Negativ-Formulierung ist nur eines der Dogmen, die gepredigt werden, wenn es um Kommunikation geht. Es gibt noch andere Regeln, die suggerieren, dass ihre Missachtung psychologisch inadäquat und dem Image der eigenen Person abträglich seien. Ein weiteres Beispiel ist etwa das Ersetzen des Wortes „aber“ durch „und“, um nicht zu werten, oder die konsequente Verwendung von Ich-Botschaften in Krisengesprächen. Und wie man Bewerbungsschreiben zu verfassen hat, unterliegt sowieso strengen Kriterien. Diese passen sich unterschiedlichen Moden an: Was gestern noch unbedingt notwendig war, ist morgen passé. Das Motto jedoch bleibt: ja nichts falsch machen, in keine sprachliche Falle tappen oder anders gesagt: „richtig schreiben“.
Warum formal richtige Texte nicht immer ihren Zweck erfüllen
Das hat aus meiner Sicht mehrere Konsequenzen: Viele Menschen haben große Scheu davor, Texte zu verfassen oder schwierige Gespräche zu führen. Sehr oft erhöhen Hinweise, was es zu beachten gilt, den Druck, anstatt eine sinnvolle Unterstützung zu bieten. Das kann zur Folge haben, dass entweder der Text gar nicht geschrieben bzw. das Gespräch gar nicht geführt wird oder dass Authentizität verloren geht. Das führt gegebenenfalls zu Texten, die zwar formal einwandfrei sind, die jedoch entweder völlig unverständlich oder unpersönlich sind. Auch die Originalität leidet: Aus persönlicher Erfahrung kenne ich die Bewerbungsschreiben, die nach allen Regeln der Kunst verfasst sind, die jedoch ihren eigentlichen Zweck nicht mehr erfüllen: nämlich ein Bild von der Person zu vermitteln, die sich für einen Job bewirbt. Ein bisschen weniger „richtig“ und mehr „persönlich“ wäre in diesem Fall absolut wünschenswert.
Tipps fürs "richtige" Schreiben
Haben allgemeine Tipps also gar keinen Sinn? Durchaus – wenn man sie als Möglichkeiten sieht, die eigene Kommunikation zu hinterfragen. Nur aufzulisten, wofür man nicht zuständig ist, wird ebenso wenig zielführend sein, wie in einem Bewerbungsschreiben wichtige Informationen in einem Nebensatz zu erwähnen. Und es macht durchaus Sinn, Ich-Botschaften in einem Gespräch als solche auszuweisen. Bei aller Pflege des eigenen Stils bleibt das Hauptkriterium gelungener Kommunikation noch immer, dass das, was ich vermitteln möchte, auch so beim Empfänger ankommt. Aber gerade deshalb ist es fruchtbringender, die individuellen Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern, als sie in fixe Schemata zu pressen. Wie kann das also gehen?
Dazu ein paar unverbindliche Vorschläge:
All das kann dazu beitragen, Ihren persönlichen Stil besser kennen zu lernen und gegebenenfalls weiterzuentwickeln, um für andere verständlich und fassbar zu bleiben. Vor allem verlieren Sie so hoffentlich nicht den Spaß an der Kommunikation. Und wenn Ihnen dann noch die eine oder andere Regel einfällt, die Ihnen in Ihrem Text angebracht scheint – umso besser!
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